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Theater in Pirna
Tom Pauls: „Ich bin glücklich, dass es immer voll ist!“
Tom Pauls in seinem gleichnamigen Theater. Er spielt die sächsische Kultfigur Ilse Bähnert.
Quelle: Karl-Ludwig Oberthür
Alle Vorstellungen mit Tom Pauls in seinem Theater in Pirna sind bis Jahresende schon ausverkauft. Für 2025 startet der Vorverkauf am 9. November. Zuvor wird das Sächsische Wort des Jahres gekürt.
Pirna. Ein strahlender Spätsommertag. Tom Pauls sitzt in T-Shirt und Jeans auf dem roten Samtsofa mit weißer Spitzendecke am Fenster von „Ilses Kaffeestube“, im Erdgeschoss seines Theaters auf dem Markt von Pirna gemütlich bei ä Dässl Heeßen. Über ihm an der Wand hängt ein Gemälde mit seiner Kultfigur Ilse Bähnert, adrett, mit Hut über den grauen Locken und seiden schillernder Jacke, mit Stift und Rotweinglas in der Hand.
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Pauls bespricht gerade mit dem Mitinitiator Peter Ufer den Ablauf zum „Sächsischen Wort des Jahres 2024″, das am 2. und 3. Oktober von einer Jury wieder im Tom-Pauls-Theater feierlich gekürt wird. Natürlich im Beisein von Ilse Bähnert und mit Musik und sächsischem Wortwitz garniert. Einen Moment später springt der Schauspieler und Theaterchef auf vom Sofa, oben im Saal zieht er den roten Bühnenvorhang zur Seite und nimmt im noch leeren Zuschauerraum Platz für den Fotografen. Setzt sich auf einen der gediegenen Holzstühle und reckt einen Arm kraftvoll und schelmisch lächelnd in Richtung Bühne.
Das Zwinger-Trio feierte Comeback
Und schon wirkt Pauls ganz wie der umtriebige Theaterdirektor Emanuel Striese, seine neueste und eine Paraderolle für ihn in dem Komödienklassiker „Der Raub der Sabinerinnen“. Die Inszenierung unter Regie von Peter Kube hatte gerade erfolgreich Premiere in der Comödie Dresden. Im Januar ist das Stück dort wiederzusehen. Es war auch ein Comeback für das Zwinger-Trio der Herren Pauls, Kube und Haase, das dort nach 25 Jahren erstmals gemeinsam wieder auf der Bühne stand.
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Im Tom-Pauls-Theater in Pirna spielen Peter Kube und Jürgen Haase vom „Zwinger-Trio“ zusammen „Zwei Genies am Rande des Wahnsinns“ in einer Komödie der Woesner Brothers das nächste Mal am 5. Oktober, 19.30 Uhr. Vor wenigen Tagen sahen Pauls und sein Theaterteam noch mit Bangen das Hochwasser, das von der Elbe über die Ufer schwappte, wenige Meter vom Markt entfernt. Pauls zeigt im Keller des Theaters einen Sandsteinbrunnen aus dem 13. Jahrhundert, der ehemals im Freien stand, später überbaut wurde und in dem sich nun Wasser sammelt. Grundwasser drückt nach oben.
Theater auch vom Hochwasser betroffen
Nebenan im Raum läuft eine Tauchpumpe, die das Wasser auffängt. Die Elektromotoren für die Toiletten sind inzwischen wieder eingebaut. 2002 und 2013 war das Tom-Pauls-Theater schon vom Hochwasser betroffen. Die alten Holzdielen in „Ilses Kaffeestube“ mussten danach entfernt werden und wurden durch terrakottafarbene Bodenfliesen ersetzt.
Die neue Spielzeit hat hier Ende August begonnen und alle Vorstellungen mit Tom Pauls bis 31. Dezember im Theatersaal mit 180 Plätzen sind schon wieder ausverkauft. Für Gastspiele anderer Künstler gibt es noch Tickets. Es sei schwer Karten zu bekommen oder nur mit Beziehungen, hört man dazu munkeln. „Pirnaer kommen weniger, sie wollen sich nicht anstellen nach Karten in der eigenen Stadt am Theater“, sagt Tom Pauls etwas spöttisch. Natürlich sind auch etliche Pirnaer unter den Stammgästen, die schon alles gesehen haben und daher seltener kommen.
Viele der Theaterbesucher kommen aus Mitteldeutschland, aus Berlin und von der See, so Pauls. Auch in die USA und nach Australien ließen sich Fans von ihm, vielleicht dorthin ausgewanderte Sachsen, schon Theaterkarten schicken.
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Spezielle Sprachkenntnisse braucht es keine, „Man versteht jedes Wort. Wir reden von der sächsischen Mundartdichterin Lene Voigt. Alles andere ist verlottertes Deutsch“, so Pauls. Weitere Neuproduktionen in seinem Theater mit ihm auf der Bühne gibt es in dieser Saison keine. Tom Pauls ist viel beschäftigt. Er spielt derzeit in 25 Programmen in Mitteldeutschland. Mehr schaff er nicht und sei überdies 65, merkt Pauls an. 80 Prozent der Stücke mit ihm finden im eigenen Haus statt und 20 Prozent außerhalb.
Wo gibt es noch Karten für Tom Pauls?
Sein neues Programm „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ nach den Gebrüdern Grimm spielt Tom Pauls zusammen mit seinen beiden Söhnen, die ihn musikalisch begleiten, wieder am 13., 14. und 15. November, jeweils 19.30 Uhr in seinem Theater. Mit etwas Glück gibt es noch Restkarten. Außerdem ist die Ausstellung „Wandergefährten“ mit Tom Pauls in der Sächsischen Schweiz auf den Spuren der Romantiker - zum 250. Geburtstag des großen Romantikmalers Caspar David Friedrich - in der ersten Etage des Theaters noch die ganze Spielzeit zu sehen.
Gezeigt werden rund 60 Kunstwerke aus der Sammlung von Tom Pauls und seine eigenen Wandergeschichten. Ende Oktober steht der Spielplan für den Zeitraum Januar bis Juli 2025 auf der Webseite des Tom-Pauls-Theaters. Der Vorverkauf beginnt am 9. November. „Es gibt viele Möglichkeiten, Karten zu erwerben. Auf unserer Online-Plattform mit Versand, telefonisch oder im Theaterlädchen am Markt“, sagt Kerstin Kochan, die Geschäftsführerin und gute Seele im Tom-Pauls-Theater. „Mach dein Hobby zum Beruf und du musst nie mehr arbeiten!“, sagt Pauls und eilt davon zum nächsten Termin. „Ich bin ja auch glücklich, dass es bei uns immer voll ist“, sagt er noch. Das ist auch nicht selbstverständlich in diesen schwierigen Zeiten.
Kartentelefon: 03501 7793 122; Tickets gibt es auch in den DDV Lokalen der Sächsischen Zeitung in Pirna, Freital und Dippoldiswalde.
SZ